Hello, I'm Johnny Cash

Altonaer Theater


„Hello, I’m Johnny Cash“ raunt Gunter Gabriel mit sonorer Stimme in das Mikrofon, als er zum Sound von „I walk the line“ auf die Bühne kommt. Er spielt die Musiklegende, die unstrittig eine glänzende Persönlichkeit war, die aber ohne Glanz und Glamour auskam. Johnny Cash war ein bescheidener Könner und Profi, der sich immer wieder mit seinem Vor- und Zunamen vorstellte, als würde da ein Newcomer auf der Bühne stehen, den man ansonsten nicht zuordnen könnte. Johnny Cash war eine Größe von echtem Format, die immer mit dem Publikum auf Augenhöhe blieb. Das ist es, was Gunter Gabriel vermittelt als Weggefährte eines Stars, der immer auch an die Gescheiterten dachte, der seine Musik wichtig nahm und weniger sich selbst als Star. Johnny Cash war nicht die Fassade für seine Musik. Er stand hinter seinen Songs, seiner Musik, die ihm viel bedeutete. Er mag durch Tiefen gegangen sein, aber aufgegeben hat er sich und seine Musik nie.
„Als Sänger musst du brennen und lodern und deinen Weg gehen durch Schlamm, Geröll und Gestrüpp– immer geradeaus“, hallt es zumindest sinngemäß als Monolog von der Bühne bis weit in den Saal. Johnny Cash ist weit gegangen und nicht nur beim Publikum, sondern auch bei sich selber angekommen in seinen Liedern, die von dem handelten, was ihn anpackte und bewegte. „St. Quentin, denkst du ich komm’ anders heraus als ich reinkam?“ lautet frei übersetzt eine Zeile aus dem Gefängnis-Song. Der Sänger ließ sich nicht verbiegen. Das wurde als Botschaft den Fans seiner Songs klar. Passend zu eben der schlichten Botschaft steht da ein Mann wie ein Baum auf der Bühne, vielleicht mit etwas anderen Wurzeln, aber auch ein Mann, der weiß, wovon er singt und vor allem über wen: Johnny Cash und Gunter Gabriel waren Freunde. So kann Gunter Gabriel als Botschafter einer Legende angesehen werden, die er selbst verehrt haben muss. Respekt vor dem Mann, den er spielt, merkt man ihm an. Er singt nicht nur die Songs der Legende. Er interpretiert sie auch, als würde man das Original mit der Stimme von Gunter Gabriel hören. Letzterer ist ein Sänger, der noch immer brennt und lodert, der den Schlamm und das Geröll und Gestrüpp aus dem Monolog hinter sich ließ und der als Künstler dem Eindruck nach die Philosophie von Freiheit lebt und dabei kein Gefängnis brauchte, um sie schätzen zu lernen. Wenn er sich die Perücke vom Haupt reißt und raunt „Hello, I`m Gunter Gabriel“ ist das ein sehr bewegender Moment, denn fast haben die Zuschauer vergessen, wen sie da vor sich haben- nicht den richtigen Cash, aber auch ein Original in ganzer Größe.

Der Musikabend von Autor und Regisseur Volker Kühn ist ein Ausflug in das wahre Leben mit einer großen Legende als Hauptfigur. Volker Kühn veranschaulicht, wie Johnny Cash zur Musik kam und was die Musik aus Johnny Cash machte, wie er zu einem Star wurde mit den Fallhöhen, die das Business mit sich bringen kann. Da gibt es Pillen, die einen Menschen zu seinem eigenen größten Fan machen und Tabletten gegen die Pillen, die einen Star nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. In dem andauernden Rauschzustand gibt es Alkohol und Einsamkeit, aber auch viel Musik und was für Musik! „Get the rhythm when you get the Blues“ und „Blue Suede Shoes“ werden gesungen und live begleitet von einer großartigen Band, die nicht tanzt und tobt, sondern mit geübter Hand die Saiten und Tasten tanzen lassen. Stephan Genze, Johannes Gehlmann, Michael Gechter, Ralf Tonnius und Harry Ermer heißen die Männer, die man nicht unerwähnt lassen kann. Und zwischen Jane Carter und Johnny Cash lassen Helen Schneider und Gunter Gabriel es knistern.