Viva La Vida!

Schmidt Theater


Gut ein Jahr nach der tänzerischen Interpretation von „Carmen“ ist das Tanzensemble Endedans wieder in Hamburg und erneut unter dem Theaterdach des Intendantenduos Corny Littmann und Norbert Aust zu sehen. Kuba ist ein Ort auf der Welt, wo Rhythmik und Bewegung zur Musik einen anderen, allgemein höheren Stellenwert haben als hierzulande. Das, was die kubanischen Tänzerinnen und Tänzer zu bieten haben, versetzt den Zuschauer allgemein schnell ins Staunen. Endedans gelingt aber noch mehr. Die Band schafft es, das Publikum mit seiner rhythmischen Musik auch physisch in den Bann zu ziehen und regelrecht mitzureißen. Spätestens gegen Ende des zweiten Aktes steht das Auditorium in den Reihen und kurvt mit den Hüften- gepackt von der kubanischen Musik und inspiriert von den tänzerischen Darbietungen. Die in Worten zu beschreiben, ist wirklich eine Herausforderung. „No tengo palabras!“ heißt es in einem der Songs. Und da geht es Presse-Referenzen.de wie den Musikern. Einem fehlen wirklich manchmal die Worte, um das zu beschreiben, was man zu sehen bekommt. Endedans setzt viele starke Gefühle in szenischen Tänzen um, die packend und ausdrucksvoll sind. Es geht um Eifersucht, Liebe, Missgunst, ums Verlieren und ums Gewinnen, aber immer irgendwie um die Liebe. Die tänzerische Ausformung und Ausschmückung von Gefühlen gibt dieser Show eine große Nähe zum Alltagsleben, würdigt es in besonderer Weise und erhält so einen permanent engen Bezug zum Motto des Abends. Szenisch besonders innig und fokussiert dargestellt, bzw. getanzt werden viele dieser Gefühle nach Choreografien von Tania Vergara durch die Solisten Lisanra Gómez und Jesús Arias zur Live-Musik von Musicora. Die Tänzerinnen und Tänzer setzen dabei weniger auf kreisende Hüften und klassische Hebefiguren. Die Frauen und Männer zeigen eher romantische Szenen, bei denen auch Bewegungen mit gezügeltem Tempo zu sehen sind und Figuren, die zärtlich und anschmiegsam anmuten, wenn Tänzerinnen und Tänzer die körperliche Nähe aufs Engste ausfüllen, die der jeweils andere Tanzpartner ihnen lässt. Es ist ein Wechselspiel von zugelassener Nähe und beabsichtigter Distanz, die letztendlich dem Gefühl nachgibt und zu erneuter Annäherung reizt. Denn genau das ist Liebe: die Suche nach der Balance zwischen dem Begehrten und dem Möglichen und der Machtkampf von Gefühl und Vernunft. Bei der erwiderten Liebe gehen beide Partner als Gewinner hervor, beim Ringen nach Liebe aber bleibt häufig ein Verlierer zurück. Und da findet das Ensemble ein neues Thema: den Trost. Ein am Boden liegender Tänzer wird von einer Frau umtanzt und solange umgarnt, bis er - wieder ermuntert – den Solotanz zu einem Paartanz macht auf kubanische Art- so temperamentvoll und heißblütig, dass der Schweiß aus den Poren dringt, um in die flirrende Hitze etwas Abkühlung zu bringen. Einen klassischen, kantigen Flamenco bekommt man zwar nicht zu sehen, aber einen solchen vermisst man auch nicht. Salsa und Mambo sind die Antworten von Endedans auf mediterrane Urlaubsklischees. Und damit heizen Band und Tänzer dem Publikum ein. Modern Dance hat etwas Berauschendes und irgendwie auch Altbekanntes, was nur neu – und auch völlig neu – verpackt wird. Unterstützung bekommt das Ensemble durch die Musicaldarstellerin Franziska Kuropka, die „Bessa me mucho“ und „Fever“ in dunkler Abendgarderobe mit rauchiger Stimme ins Mikrofon schmachtet. Die als Welturaufführung im Schmidt Theater gezeigte Show„Viva La Vida!“ ist ein Ruf des Aufbruchs und ein Tanzabend für die Sinne, die man verloren geglaubt hat. Deshalb ist es toll, dass das Schmidt Theater eigene Wege geht und Künstler aus der Ferne in die Hamburger Theaterszene holt. Wie das aktuelle Gastspiel zeigt, gehört aber weniger Wagemut dazu, als vielmehr das richtige Fingerspitzengefühl für das, was es hier sonst in der Form nirgends zu sehen gibt und was dringend einmal hermusste. Die Meinung des Publikums äußert sich in der Begeisterung, welche die Zuschauer nicht verbergen können und auch nicht verbergen wollen. Das wäre nach einer so berauschenden Show auch gar nicht möglich.
Presse-Referenzen.de meint: Kuba packt den Rhythmus aus im Schmidt Theater!